Zugegeben, der Titel des Referats, mit welchem sich Michel Müller auseinander setzen musste, war alles andere als einfach – eine bewusste Provokation mit Augenzwinkern?
Michel Müllers abschliessende Feststellung, wonach seinen Ausführungen die “Pointe” fehle, war wohl auch Ausdruck seiner Unsicherheit, wie mit einer solchen inhaltlichen Vorgabe umzugehen sei – und hinterliess bei den anwesenden Kirchenmusikern weitgehend Ratlosigkeit oder gar Ärger. Die Zuhörer vermissten vermutlich nicht so sehr eine besonders witzige Pointe, sondern eine klare Botschaft. Verstand er seine Aussagen als Aufforderung, den Wirkungskreis der Kirchenmusiker neu zu überdenken, das Zusammenspiel zwischen Pfarrschaft und Musikern zu hinterfragen oder zu verstärken, den Beitrag der Musik zum Gemeindeaufbau prominenter darzustellen – oder wollte er zwischen den Zeilen bereits auf mögliche Sparmassnahmen im Rahmen des Reformprojektes hinweisen? Was immer die Absicht gewesen sein mag – sie wurde nicht erkannt, und man war verstimmt.
Weder Music Star noch Gefangenenchor, war sein Mantra – eine Feststellung, die wohl jedem Kirchenmusiker ohnehin klar war; oder könnte es sein, dass Michel Müller in seinem Umfeld Cameron Carpenter Tendenz wahrgenommen hat? Wie sehr hätten sich die anwesenden Studenten und erfahrenen Musikerinnen und Musiker gefreut, quasi “ex cathedra” als ebenbürtige Partner der Pfarrschaft, als wichtige Brückenbauer zwischen Gemeinde und Liturgie oder Gemeinde und Institution, vor allem aber als äusserst fähige, ideenreiche und selbständig denkende Musiker wahrgenommen zu werden. Auch wenn Zwingli ausschliesslich dem Wort und der (heiligen) Schrift Relevanz beimass, wage ich die Behauptung, dass das Herz über Musik besser ansprechbar ist als über Worte. Eine Aufforderung an Michel Müller, diesem Aspekt sowohl im Rahmen des Reformprozesses als auch bei der Planung der ab 2017 anstehenden Reformations-feierlichkeiten die ihm gebührende Wertigkeit zuzusprechen!