Betrachtet man die Vielfalt an Bach-Editionen, welche in den Fachgeschäften angeboten wird, tritt die Frage auf, ob eine neue Bachausgabe sinnvoll ist und welchen Mehrwert sie schaffen kann.
In seinem Referat unter dem Titel „Stich-Satz-Sieg» erläuterte Jean-Claude Zehnder den Sinn und Zweck der neuen Breitkopf Bachausgabe. Zu Beginn zeigte Zehnder anhand prominenter Werke (BWV 564 und BWV 540) auf, dass unser heutiger Notentext nicht immer mit dem Quellenmaterial übereinstimmt. Die Erkenntnisse, welche in den letzten Jahren in der Bachforschung gemacht wurden, rechtfertigen eine neue Urtext-Ausgabe.
Seine Ausführungen illustrierte Zehnder mit Beispielen an der Orgel. Er zeigte damit, welche Auswirkungen zum Beispiel eine Überbindung auf die Interpretation einer Passage haben kann.
Bisher sind in der Breitkopf-Ausgabe vier Bände erschienen. Grossen Wert wurde dabei auch auf die Verständlichkeit des kritischen Berichts gelegt. Zu jedem Band gibt es eine CD-Rom, welche Incerta sowie Variant- und Frühfassungen einzelner Sätze enthält. Diese können zudem auch ausgedruckt werden. Dies hat für den Spieler den Vorteil, dass er schnell und zuverlässig unterschiedliche Quellen und Fassungen miteinander vergleichen kann.
Für das Fachpublikum wurde somit deutlich, dass es sich durchaus lohnt, bereits bekannte Bachwerke und deren Quellen wieder genauer zu betrachten und sich nicht ausschliesslich auf Konventionen zu verlassen.