Kurse 2013

Meine Erfahrungen als musikalischer Pseudoprophet

Nik Bärtsch, Musiker

Als live performender Musiker und als zeitgenössischer Komponist ertappe ich mich wiederholt in der Rolle des Propheten:
Erst das heilige Feuer im Aufführenden eines Konzertes und die lauschende Gemeinde – neudeutsch: community – lassen Resonanz im gesellschaftlichen Sinne entstehen.
Der Musiker kommt dabei ständig in einen Rollenkonflikt zwischen ekstatischem Showman und asketischem Mönch, der reines Medium der Musik sein sollte.
Er soll im «Hier und Jetzt» sein und gleichzeitig kalkulierender Dramaturg.
Diese komisch kosmische Rolle in der Gemeinschaft birgt also Potential für kreative Selbstüberlistung und seriöse Ironie.

„Frischer Wind – Jugend-Orgelforum Stade“

Annegret Schönbeck, Kantorin

Im Jahr 2006 begründete Annegret Schönbeck an der Orgelakademie Stade das Projekt „Alte Orgeln für junge Menschen“. In der Orgellandschaft zwischen Elbe und Weser mit ihren berühmten Instrumenten u.a. von Arp Schnitger werden seitdem Kinder und Jugendliche mit Orgeln ihrer Heimat und der gesamten Landschaft vertraut gemacht. Das Spektrum reicht von Orgelführungen für Kinder- und Jugendgruppen über Exkursionen und Konzerte für Schulen und Familien, Kinder-Orgeltage bis hin zum jährlich stattfindenden Stader Jugend-Orgelforum, das 12- bis 18-Jährigen die Möglichkeit der intensiven Beschäftigung mit den prächtigen historischen Instrumenten Stades und der Umgebung bietet. Ca. 20-30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland und vielen weiteren Ländern kommen jeweils für eine Woche zusammen. Morgen- und Abendandachten, von den Jugendlichen gestaltet, Unterricht bei renommierten Dozenten, Übzeiten und ein Abschlusskonzert aller Teilnehmer bilden den musikalischen Rahmen. Darüber hinaus wird gemeinsam gesungen, Freundschaften entstehen, Selbstbewusstsein und Motivation werden nachhaltig gestärkt.

Sich als jugendliche/r Organist/in nicht mehr in der eigenen Gemeinde und vor Gleichaltrigen verstecken zu müssen, schafft neue Perspektiven.

www.orgelakademie.de
www.jugendorgelforum.de

 

…sich in einen unwiderstehlich strömenden Klangsog steigern…

Michael Pelzel, Komponist und Organist im Gespräch mit Michael Eidenbenz

… um nur bruchstückhaft einiges auszuformulieren, was mich ganz persönlich beim Komponieren gefangen nimmt und beschäftigt: Zurzeit stehen verschiedene Formen des Musiktheaters besonders im Zentrum meines Interesses. In diesem Zusammenhang bin ich auf Umwegen auf den Schweizer Schriftsteller Hermann Burger (1942-1989) gestoßen, der in seinem Œuvre immer wieder versucht hat, Momente oder Figuren aus kanonisierten „Meister“-Werken herauszulösen und neu zu platzieren. Man könnte sich des neudeutschen Wortes „recyceln“ bedienen, um den Reintegrations- und Neukontextualisierungsvorgang bei Burger zu beschreiben. Zudem werden diese zitathaften Figuren oder „allusiven“ Situationen oft auch mit banalen Alltagsereignissen oder Texten der Boulevardpresse kombiniert. In diesem Spannungsfeld wird durch das Anstreben von quasi-globalen Materialkontrasten auf der inhaltlichen Ebene ein interessantes dramaturgisches und zuweilen sogar formales Beziehungsgeflecht produziert.

www.michaelpelzel.ch/

Ort der Besinnung – sakrale Architektur

Pascale Guignard, Architektin Guignard & Saner

www.guignardsaner.ch/

Stich, Satz, Sieg – Bach-Neuedition

Jean-Claude Zehnder, Organist und Musikwissenschaftler

Notation und Spielweise haben viel miteinander zu tun. Bei der erneuten Durchsicht der Quellen zu Bachs Orgelwerken (Breitkopf-Ausgabe 8804) sind mir manche Details aufgefallen, die in älteren Editionen nicht zu finden sind und die uns helfen, zu einem klangvollen Orgelspiel zu gelangen. Natürlich gibt’s daneben auch ein paar „trockene“ Fakten über die fleissigen Schreiber der Handschriften, die Bachs Werke für die späteren Jahrhunderte tradiert haben (im genannten Band ist nicht eine einzige Note von Bachs eigener Notenschrift erhalten).

Musicstar oder Gefangenenchor? Kirchenmusik in der Kirche der Zukunft

Michel Müller-Zwygart, Pfarrer und Kirchenratspräsident

Automatisch autodidaktisch

Ein Bicinium improvisieren nach Sweelinck

Benjamin Guélat, Organist

In diesem Workshop wird gezeigt, wie man ein zweistimmiges Stück über einem Cantus Firmus improvisieren kann. Diese relativ einfache Aufgabe setzt keine besondere Kenntnisse voraus und ist auch für Anfänger in Stil-Improvisation geeignet. Was auf den ersten Blick wie eine trockene, abstrakte Übung aussehen mag, erweist sich als ein fantasie- und lustvolles musikalisches Spiel, das die individuelle Erfindungskraft des Improvisierenden fördert. Dabei sollen Sweelinck und andere Meister der Frühbarockzeit den Weg zeigen.

Ein Liechtblick in der Kinderliederlandschaft

Manuela Roth, Chorleiterin

Kinder im Primarschulalter finden im Singheft „Liechtblick 1“ neue Lieder, die von der Ökumenischen Kommission für Kinder- und Jugendchorarbeit sorgfältig ausgewählt wurden. Über dreissig Persönlichkeiten haben für den „Liechtblick“ komponiert und Texte beigesteuert.

Nach dem Erfolg des ersten Liederheftes entschloss sich die Kommission einen „Liechtblick 2“ nach dem gleichen Konzept als Ergänzung zum ersten Singheft herauszugeben. Welche Hürden sind zu bewältigen, welche Entscheidungen zu treffen und wie finanziert sich ein solches Projekt? Ein Kurzüberblick soll den langen Weg von der Idee bis hin zum Druck aufzeigen. Das Kennenlernen von „Liechtblick 2“ soll aber auch ganz praktisch erfolgen und gemeinsam singend einen Einblick ermöglichen.

Praxis sucht Theorie – Wie entstand unser Tonsystem?

Kelly Landerkin, Sängerin und Musikwissenschaftlerin

Cantars – das Kirchenklangfest – ein Grossprojekt

Sandra Rupp Fischer, Projektleiterin und Musikschaffende