Referenten 2013

Nik Bärtsch

Geboren 1971 in Zürich. Pianist, Komponist und Produzent. Lebt in Zürich. Unterricht in Jazz-Klavier und Schlagzeug ab dem 8. Lebensjahr. 1997 klassisches Klavierdiplom an der Musikhochschule Zurich. 1998-2001 Studium der Philosophie, Linguistik und Musikwissenschaft an der Uni Zürich. 2003/04 halbjähriger Japanaufenthalt.

Arbeitet als Pianist und Komponist stets an seiner RITUAL GROOVE MUSIC. Leader des Zenfunk-Quartetts RONIN (seit 2001; mit Kaspar Rast, Thomy Jordi (bis 2011 Björn Meyer) und Sha. 2002-2012 dazu mit Andi Pupato) und von MOBILE (seit 1997; mit Kaspar Rast, Mats Eser & Sha). Lehrauftrag für ‹Praktische Ästhetik› an der Musikhochschule ZH/Winterthur (2000-2003). Mitbegründer des Musikclubs EXIL (2009). Gründer des Labels Ronin Rhythm Records, einer Platform für kreative Groovemusik (seit 2006). Interesse am Einfluss und der Kombination von Musik und Bewegung, speziell von folgenden Körpertechniken: Aikido, Feldenkrais, Gyrotonic. www.nikbaertsch.com


Annegret Schönbeck

Annegret Schönbeck (Stade) studierte Kirchenmusik in Frankfurt/Main, Orgel und Gesang an der Schola Cantorum in Basel sowie Historische Aufführungspraxis in Frankfurt/M. Sie nahm an Meisterkursen u. a. bei Emma Kirkby, Peter Kooij und dem Hilliard-Ensemble teil.

Als Kantorin war sie von 1991-2003 in Frankfurt/M. und seit 2004 an der Huß/Schnitger Orgel der Kirche St. Cosmae in Stade tätig.  Seit 2006 leitet sie als künstlerische Mitarbeiterin der Orgelakademie Stade das von ihr entwickelte Projekt «Alte Orgeln für junge Menschen». Seit 2012 ist sie zudem für das EU-Projekt „Orgel und Kulturtourismus in der Region Unterelbe“ zuständig.

Konzerte, Rundfunk- und CD-Produktionen gestaltete sie u.a. mit dem Johann-Rosenmüller-Ensemble und «La Stagione Frankfurt».

Michael Pelzel

Michael Pelzel wurde 1978 in Rapperswil (Schweiz) geboren. Nach der Matura an der Kantonsschule Wattwil folgte von 1998 bis 2009 eine Berufsausbildung an den Musikhochschulen von Luzern, Basel, Stuttgart, Berlin und Karlsruhe. Er studierte unter anderem Klavier bei Ivan Klánsky, Orgel bei Martin Sander, Ludger Lohmann und Guy Bovet und Komposition bei Dieter Ammann, Detlev Müller-Siemens, Georg-Friedrich Haas, Hanspeter Kyburz und Wolfgang Rihm sowie Musiktheorie bei Roland Moser und Balz Trümpy. Michael Pelzel ist als freischaffender Komponist und Organist sowie als Organist der reformierten Kirchgemeinde Stäfa am Zürichsee tätig. Er unterrichtet zudem sporadisch an Musikhochschulen als Vertreter im Bereich Musiktheorie und hielt Workshops für Komposition an den südafrikanischen Universitäten in Johannesburg (University of the Witwatersrand), Stellenbosch-, Potchefstroom- und Pretoria.

Er besuchte verschiedene Kompositionsmeisterkurse unter anderem bei Tristan Murail, Beat Furrer, Michaël Jarrell, Klaus Huber, Brian Ferneyhough, György Kurtàg und Helmut Lachenmann. Überdies besuchte er die Sommerferienkurse von Darmstadt 2004-2010, Acanthes, Metz und Royaumont, Paris und war Mitglied der Akademie Musiktheater heute, Frankfurt am Main.

Als Organist war Pelzel unter anderem zu Gast in der Swiss Church, London und in den Kathedralen von San Francisco, Los Angeles, Sydney und Cape Town sowie dem Orgelfestival von Magadino. Seine Kompositionen werden beispielsweise interpretiert von Klangkörpern wie: dem Collegium Novum Zürich, Zürich; ensemble zora, Aarau; ENSEMBLE PHOENIX, Basel; ensemble alea III, Boston; ensemble recherche, Freiburg im Breisgau; ensemble mosaik, Berlin; klangforum wien; quatuor diotima, Paris; Arditti Quartet, London; ensemble intercontemporain, Paris; Team Chor, Jona;SWR Vokalensemble; Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks; Basler Symphonieorchester. Seine Werke erklingen an Festivals wie Ensemblia, Mönchengladbach; Mouvements, Saarbrücken; musica viva, München; Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik; Donaueschinger Musiktage; IGNM-Basel; IGNM Bern; Wien Modern; Klangspuren, Schwaz Tirol; Archipel, Genève; Tremplin, Paris; Lucerne Festival; Tel Aviv Museum, Tel Aviv; Art on Main, Johannesburg. Es entstanden diverse Radio- und Fernsehaufnahmen und Produktionen. Er erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen.

Manuela Roth

Während ihrer Ausbildung zur Primarlehrerin absolvierte Manuela Roth bereits erste Chorleitungskurse des Christlichen Sängerbundes Schweiz (CSS). Ihr Bachelor- und Masterstudium in Chorleitung/ Kirchenmusik schloss sie im Jahre 2011 an der Zürcher Hochschule der Künste bei Prof. Beat Schäfer mit Auszeichnung ab.

2008 übernahm sie die musikalische Leitung des Vokalensembles „Vivace“ mit welchem sie ein breites stilistisches Repertoire pflegt und den musikalischen Horizont stetig erweitert. Seit 2010 ist sie zudem Vizedirigentin des Berner Bach-Chores.

Manuela Roth arbeitet häufig bei Kinder- und Jugendchorprojekten mit. Z.B. musikalische Leitung im Kinder- und Jugendsinglager des Schweizerischen Kirchengesangsbundes (SKGB), Choreinstudierung bei „Winterthur schreibt eine Oper“, und verschiedene Musicalaufführungen .

Als Korrepetitorin begleitet sie regelmässig Chöre als Pianistin/ Organistin im In- und Ausland.

Benjamin Guélat

Der Organist Benjamin Guélat ist 1978 im Kanton Jura geboren. Er studierte Orgel bei den Professoren Guy Bovet, Rudolf Lutz und Martin Sander in Basel, wo er die Lehr-, Konzert- und Solistendiplome sowie ein Master für Improvisation erhielt. Der Hans-Balmer-Preis, der das beste Orgeldiplom auszeichnet, wurde ihm zweimal verliehen.

Benjamin Guélat ist Hauptorganist der katholischen Kirche Maria Krönung in Zürich, Assistent von Prof. R. Lutz (Improvisation und Generalbass) an der Musik-Akademie Basel und Orgellehrer am Lycée Cantonal de Porrentruy. Als Solist oder Begleiter tritt er in der Schweiz und im Ausland regelmässig auf.

Kelly Landerkin

landerkinDie Sopranistin Kelly Landerkin erlangte 1992 ihr Bachelors Degree in Musik Theorie an der University of Hawaii. In der Folge machte sie ihren Masters Degree in Frühgesang und Aufführungspraxis an der Indiana University bei Paul Elliott und Thomas Binkley, bei welchen sie auch als Assistentin und Ensembleleiterin arbeitete. Aus dieser Zusammenarbeit entstanden zwei CD’s, «Dufay’s Missa Ecce ancilla domini» und «Beyond Plainsong».

1995 kam sie als Fulbright-Stipendiatin in die Schweiz, wo sie sich an der Schola Cantorum Basiliensis und der Universität Basel in Gesang und Musikwissenschaft weiterbildete. Neben der mehrjährigen Ausbildung in den Gesangsklassen bei Evelyn Tubb, Kathleen Dineen und Dominique Vellard arbeitete sie intensiv in den Ensemblekursen bei Anthony Rooley und Crawford Young.

Als Ensemblesängerin mit Gruppen wie Vokalensemble Zürich, Les Flamboyants, Peregrina, Musicanti Erranti und Musicke & Mirth sowie als Solistin konzertiert sie vor allem mit Musik vom Mittelalter bis Barock und Zeitgenössischen Werken in Nord Amerika und Europa. Ihre 1998 beim Label Raumklang erschienene CD-Einspielung mit Gesängen von Hildegard von Bingen und Birgitta von Schweden mit dem Ensemble Les Flamboyants wurde von den Fachzeitschriften «Fonoforum» und «Diapason» begeistert besprochen.

Pascale Guignard

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Michel Müller-Zwygart

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Jean-Claude Zehnder

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Jean-Claude Zehnder studierte am Konservatorium seiner Heimatstadt, an der Universität Zürich sowie an der Musikakademie Wien bei Anton Heiller und in Amsterdam bei Gustav Leonhardt. Seit 1966 war er Organist und Chorleiter an der Evangelischen Stadtkirche in Frauenfeld und unterrichtete Orgel und Cembalo am Konservatorium Winterthur. Von 1972 bis 2006 leitete er die Orgelklasse an der Schola Cantorum Basiliensis. Er ist Organist am Instrument Johann Andreas Silbermanns im Dom zu Arlesheim.

Zehnder veröffentlichte zahlreiche Tonaufnahmen. (Z.B. Bachs Orgelbüchlein und die Achtzehn Choräle / Hildebrandt-Orgel in Naumburg / J.S.Bach an Schnitgers Jacobi-Orgel in Hamburg / J.S.Bach an der Ahrend-Orgel in San Simpliciano Mailand.)

Zudem trat er mit wissenschaftlichen Publikationen insbesondere zum Frühwerk Johann Sebastian Bachs hervor. Hierfür wurde ihm 2002 die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Dortmund verliehen.[1][2] Neben seiner regen Konzerttätigkeit wirkt Jean-Claude Zehnder europaweit als Dozent an Orgelkursen und als Juror bei Orgelwettbewerben.

Orgelreise nach Stade 14. – 18. Oktober 2013

Der ZKMV lädt ein, eine der bekanntesten Orgellandschaften kennen zu lernen: Die Norddeutsche Orgellandschaft hat früh einen klanglich und optisch sehr reichen Orgeltyp ausgeprägt; bereits im 17. Jahrhundert wurden in dieser Region häufig dreimanualige Orgeln gebaut. Im Landkreis Stade sind besonders viele alte Orgeln erhalten; die verblüffende Dichte an beeindruckenden historischen Instrumenten führt zu kurzen Fahrtzeiten und damit zu einem reichhaltigen, aber auch entspannten Reiseprogramm. «Orgelreise nach Stade 14. – 18. Oktober 2013» weiterlesen

Bericht: Transkriptionen: Alter Zopf?

Einige persönliche Gedanken: Unter Transkription verstehe ich nicht nur das Übersetzen eines klassischen Werkes für 2 Hände und Füsse. Dazu gehört doch der gesamte Fundus an Musik. Auch würde die Originalliteratur für manche Instrumente doch sehr beschränkt ausfallen, wenn nur Originalkompositionen gespielt würden.

Es kann aber auch umgekehrt geschehen: Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ wurden für Klavier komponiert und von Ravel für Orchester umgeschrieben. Ist doch ein meisterhaftes Werk? Klingt übrigens auch auf der grossen Orgel einfach gigantisch. Das Instrument Orgel ist ja geradezu prädestiniert für alles, was Odem hat. Höre ich doch lieber ein berühmtes Thema, als irgendeine neuzeitliche Originalkomposition von Clustern, schrägen Tönen und arhytmischen Bewegungen.

Zum zweiten kommt es auch noch darauf an, welchem Zweck die Transkription dienen soll. Für ein konzertantes Vorspiel müsste da sicher viel Zeit investiert werden. Vieles gibt es ja bereits für Orgel – nach dem Motto: wer suchet, der findet. Ideal als Thema wäre an dieser Stelle: wie aus einem einfachen Lead-Sheet eine fantasievolle, farbenfrohe Bearbeitung für Orgel entsteht. Ich habe gespürt, dass hier ein grosses Defizit herrscht und man sich dann wohl lieber hinter dem Deckmantel «ist ja keine Orgelmusik», beziehungsweise «passt nicht auf meine Orgel» oder noch schlimmer «meine Orgel kann das nicht» versteckt und das Thema somit abgeschlossen hat. 

Der Kirchenmusiktag war für mich fabelhaft. Ich habe wieder einige Kollegen und Kolleginnen getroffen und einige kennen gelernt. Fachsimpeln über dies und das und sich bestätigen, oder auch mal über die eine oder andere Meinung nachgrübeln zu können, waren doch eine wunderschöne Abwechslung. 

Bericht: Ein Ave Maria für den alten Kameraden

Wie gehen Organistinnen mit den Hinweisen „Nicht zu traurig“ oder „Der Verstorbene war gar nicht kirchlich“ um?

 

Pfarrer Walter Schlegel hat am ZKMV Kirchenmusiktag 2012 viel dazu beigetragen, den Fragen bezüglich der Musik in Abdankungsfeiern gerecht zu werden und den Antworten näher zu kommen. Aus seinem engagierten Vortrag habe ich für mich drei Punkte mitgenommen – aus seinem übersichtlichen Handout liesse sich natürlich noch Weiteres entnehmen.

a) Auch wenn wir mitten im Leben vom Tod umfangen sind, ein Todesfall ist für nahe stehende Personen immer eine schwierige Situation. Rituale helfen hier; und die gute Abdankungsfeier trägt alle Kennzeichen eines Rituals. Öffentlichkeit und Bekundung der Solidarität z.B. sind Wesenszüge dieses Rituals. Mit Abschiedsfeiern im engsten Familienkreis werden diese zwei (leider je länger je häufiger) unterbunden.

b) Die Abdankungsfeier hat ihren Platz im Trauerprozess nach der ersten Schockphase. Zum Ritual des Abschieds gehört die Anamnese (hinschauen, was war) und die Perspektive (Ausblick). Wenn ein Musikwunsch der Trauerfamilie die Anamnese unterstützt, dann kann die Erfüllung des Wunsches sehr tröstlich sein.

c) Im Idealfall wird der Organist von der Trauerfamilie zum Begleiten des Rituals eingeladen: Der persönliche Bezug trägt entscheidend zum Gelingen des Rituals bei. Eine CD kann diesem Auftragbzw. dieser Einladung nicht gerecht werden. Deswegen ist es ratsam, höchstensein Musikstück ab CD zuzulassen.»

Pfarrerin und Organist gestalten gemeinsam ein Ritual, von dem die Teilnehmenden zuvor keine genaue Kenntnis haben. Das erfordert eine gute Zusammenarbeit und eine selbstbewusste Hand der Musikerin bei der Wahl der Musikstücke. Mit der Erfüllung aller Wünsche ist den Trauernden nicht am meisten gedient.

Bericht: Symposium ORGEL 2011 – «ohne Heulen und Zähneknirschen»

Rudolf Meyer: Welche Bedürfnisse führten zum Symposium?

Tobias Willi: Der Wunsch nach einer grundsätzlichen Diskussion über Bedeutung und Zukunft der Orgel in einer Zeit, in der das Interesse an diesem Instrument sinkt

und es dort, wo es traditionell seine größte Bedeutung hat, nämlich in den Kirchen, häufig totgeschwiegen wird; der Wunsch nach besserer Vernetzung derer, die Orgeln bauen oder spielen; Sorge um Nachwuchs. Und dies alles in einem positiven Sinn anzugehen, ohne Heulen und Zähneknirschen, sondern mit sachlicher Diskussion und mit Bezug zur Praxis und zur Öffentlichkeit: die Orgel nicht zuletzt auch in der Stadt Zürich während drei Tagen sichtbar und erlebbar zu machen für jung und alt.

Was führte über die üblichen, typischen „Kongress-Begegnungen“ hinaus?

Les absents ont toujours tort, möchte man ausrufen: die drei Tage waren intensiv, herausfordernd, reich gefüllt von früh bis spät. Die Fülle war so gross, dass vielleicht fast zuwenig Platz blieb für intensive Diskussionen und Gespräche in und neben den Veranstaltungen. Die Dringlichkeit der Kongress-Anliegen wurde nicht immer genügend wahrgenommen: um wirklich drei Tage präsent zu sein, war der Anreiz offenbar für gewisse illustre Kollegen und Kolleginnen zuwenig gross. Im ideellen Sinn können die vielen Impulse, Ideen und Situationsberichte auch als eine Form von „Begegnung“ mit Neuem betrachtet werden, die hoffentlich allen Teilnehmenden ein bisschen Aufbruchstimmung vermittelt hat und sie in ihren Alltag begleitet, damit – hoffentlich – in vielen Gemeinden und Konzertreihen weiter geforscht, ausprobiert und Neues gewagt wird!

Jammer oder Initiative? 

Orgel 2011 hat in vielerlei Hinsicht gezeigt, dass sich die Problematik der Orgel-Situation in unserer Zeit ohne allzuviel Lamento und Selbstkasteiung diskutieren lässt. Trotz Existenzangst wurde – durchaus lustvoll – nach kreativen Ideen gesucht. Doch Kongresse sind nur das eine: man trifft sich, entwirft Utopien, zeigt sich besorgt und solidarisch, schmiedet Pläne… Die „Spätfolgen“ sind etwas anderes: was wird aus all den Ideen – werden sie aufgegriffen, in die Realität umgesetzt? Orgel 2011 hat einen Werkzeug-Kasten zur Verfügung gestellt, aus dem sich nun jeder und jede bedienen kann (und muss!), um damit kreativ wirken zu können. Dem Kongress vorzuwerfen, er habe sein Ziel verfehlt, weil sich ja seither immer noch nichts tut für eine gesicherte Zukunft der Orgel, heisst, die Idee des Kongresses missverstanden zu haben. Es sind nicht diese drei Tage, welche die Orgelwelt verändern werden, sondern das nachhaltige Wirken der davon inspirierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer!

Welches waren die Premieren? 

Dank Orgel 2011 gelangen Vernetzungen, die sonst selten stattfinden können: jene zwischen Orgelbau und Orgelspiel, jene zwischen den verschiedenen Hochschulen, die seither zu gewissen gemeinsam durchgeführten Impuls-Tagen geführt hat. Zudem wurde wohl zum ersten Mal hierzulande der Themenkreis „Kind und Orgel“ intensiv betrachtet, praktisch (und zwar sinnlich-fantasievoll wie beim Orgelmärchen oder technisch-entdeckerisch beim Pfeifen-Basteln) und theoretisch durch Einblicke in Kinder- und Jugendprojekte der letzten Jahre. Die Länderberichte stellen eine europäische Bestandesaufnahme der Orgel-Situation dar, die als Datensammlung wertvolle Informationen liefert und die Basis sein könnte für weiterführende Inventarisierungen. Last but not least soll auch die Zürcher Resolution als Grundsatzpapier und Diskussionsgrundlage dienen, um die Sache der Orgel weiterhin im Zentrum des Interesses halten zu können.

Wer soll wen retten: die Kirche die geistliche Chor- und Orgelmusik oder umgekehrt?

Vielleicht lässt sich die vielgeforderte Profil-Schärfung der Kirchen unter anderem da suchen, wo die Kirche auch heute und allen Unkenrufen zum Trotz durchaus noch ein sensibles, offenes und interessiertes Publikum ansprechen kann: ist nicht vielerorts feststellbar, dass qualitätsvolle, abwechslungsreiche und einfühlsam vermittelte Kirchenmusik wieder vermehrt Leute in die Kirchen lockt und sie mit spirituell und kulturell bedeutsamen Aussagen konfrontiert? Lässt sich nicht gerade durch die Zeitlosigkeit der Kirchenmusik ein Mensch der Gegenwart unmittelbar ansprechen, der sich sonst dem gesprochenen Predigt-Wort eher verschliesst? Kann die Gefühls-Erschütterung, die Musik auslösen kann, einen Menschen nicht fast eher mit existentiellen Fragen konfrontieren als mancher Text, sei er auch noch so gut gemeint? Sollte eine derartige Akzent-Verschiebung nicht bald einmal ausprobiert werden – bevor eine ganze Kirchenmusik-Kultur in Vergessenheit geraten ist?