Bericht: Michael Pelzel im Gespräch

Eine der musikalischen Überraschungen am Kirchenmusiktag war das Intermezzo mit einem Werk des Komponisten und Organisten Michael Pelzel. Er spielte selber an der Orgel der Bruder-Klaus-Kirche aus seinen …études-bagatelles….

Ungewohnt und bei den Zuhörern ein Lächeln hervorzaubernd waren die Geräusche am Anfang des Stückes: Hat es schon begonnen phone lookup , oder ist der Interpret immer noch am Einrichten? Erst nach einigen Minuten, nachdem klar wurde, dass eine rhythmische Ordnung hinter dem Knarren, Schlagen und Schaben steht und nach einigen „richtigen“ geblasenen Orgelklängen fand man sich genug in Sicherheit, die normalen Konzertohren zu öffnen.
Es ist genau diese Verunsicherung, die eines der Hauptmerkmale der neuen, avantgardistischen Musik ist. Speziell in der Kirche, wo man sich dienende, sich brav der Liturgie unterordnende Musik gewohnt ist, kann sie dadurch aufrütteln, öffnen, aber auch verstören und Ablehnung hervorrufen.

 

Im nachfolgenden Gespräch versuchten Michael Pelzel und Michael Eidenbenz das Potential und die Gefahren der neuen Musik näher zu umfassen.
Es sei zwar schwierig, aber doch möglich, technisch einfach auszuführende Stücke für Laien, zum Beispiel für einen Kirchenchor, zu komponieren. Die Sprache der neuen Musik habe sich aber weit weg bewegt von einem allgemein verständlichen Vokabular. So gelte es, von beiden Seiten her Berührungsängste zu überwinden: für die Zuhörer, die Verunsicherung auszuhalten und für die Musiker, Schritte aus dem Elfenbeinturm der Neuen-Musik-Szene zu wagen.

Bericht: Automatisch autodidaktisch

Was bei vielen Schweizer Organisten nicht ganz automatisch läuft, ist das Improvisieren. Benjamin Guélat gibt unter treffendem Titel eine Anleitung, wie man selbst das Strickmuster für ein Bicinium im Stile Sweelinck oder Scheidts finden kann:

Man nehme eine Choralmelodie, vorzugsweise sehr alt, lege diese in langen, gleichen Notenwerten in die Oberstimme, mache ein korrektes Bassgerüst dazu und finde die Diminutionsformeln in der Literatur. Guélat hat diese schön säuberlich geordnet auf einem praktischen Skript von einer A4 Doppelseite geliefert, ein, zwei Improvisationsstunden mit diesem Lehrer würde sich für manche lohnen. Ein spontanes „Opfer“, wie er es nannte, liess sich an dem Nachmittag leider nicht finden, so wurde das Bicinium zu „In dich hab ich gehoffet, Herr“ vom Meister selbst ausgeführt.

Bericht: Jugend-Orgelforum Stade

Frau Annegret Schönbeck stellt uns in ihrem Referat verschiedene Methoden und Strategien vor, die Orgel an junge Menschen heranzubringen. In Stade werden Führungen, Familienkonzerte und Orgeltage für Kinder von 6-12 Jahren organisiert, bei denen die Kinder über Orgel-Funktionsmodelle und über spannende Geschichten an die Orgel herangeführt werden. In diesen Orgeltagen dürfen die Kinder so richtig anpacken, ausprobieren, basteln, malen. Die Bilder zeigen sehr schön, wie es Frau Schönbeck gelingt, die Kinder für die Orgel zu begeistern – ganz sicher eine sehr wertvolle Sache.

Das Jugend-Orgelforum richtet sich an junge OrganistInnen von 11-18 Jahren – Jugendliche aus verschiedenen Ländern treffen sich zu mehrtägigen Orgelkursen in Stade. Sie bekommen die Möglichkeit, Orgelstunden bei namhaften Orgelpädagogen und auf den schönsten Instrumenten in und um Stade zu besuchen, und sie lernen sich gegenseitig auch über das gemeinsame Chorsingen in der Freizeit kennen. Frau Schönbeck stellt ein paar dieser Jungstudenten mit Bild und kurzen Tonbeispielen vor. Die Freude und die Begeisterung stehen den Kindern ins Gesicht geschrieben.
Die genannten Angebote werden von der überregional vernetzten „Orgelakademie Stade“ organisiert, die als „Verein zur Förderung der Orgelkultur  im Elbe-Weser-Raum e. V.“ seit 2002 existiert und bei der Frau Schönbeck seit 2006 hauptamtlich tätig ist. Da wird sehr wertvolle und nachhaltige Erziehungsarbeit geleistet, die in ähnlicher Form sicher auch ausserhalb des Orgelparadieses Stade denkbar wäre. Frau Schönbeck ist es auf jeden Fall gelungen, uns KiMuTägler für das Thema Jugendförderung zu sensibilisieren…

http://orgelakademie.de/

Video (youtube.com)

Kurse 2014

Seelenruhe im Hamsterrad

Engagierte Gelassenheit

Lukas Niederberger, Autor

Reger!

Max Reger – Der Erfinder der Postmoderne

Roman Brotbeck

16 Jahre RG – in 34 Jahren kommt das nächste

Ein Ausblick

Hans-Jürg Stefan, Dr. theol h.c., ehemaliger Beauftragter für das RG 1998

Einem kleinen Funken folgt eine grosse Flamme

SKJF – Kinder- und Jugendchorförderung

Vreni Winzeler, Musikerin

Der Mond ist aufgegangen

Jazzkompositionen für die Kirche

Trudi Strebi, Komponistin

Positiv denken

Kleine Orgeln für grosse Räume

Jonas Herzog und Oliver Horlitz

Musikalisches Intermezzo

Albin Brun, Schwyzerörgeli

mit Kanons auf Spatzen schiessen

Beat Schäfer, Kantor

nur immer schön de Wände na

Johannes Schmid-Kunz, Tanzleiter u.a.

Ein musikalischer Tagesrückblick

Rudolf Meyer, Organist

Seelenruhe im Hamsterrad

Lukas Niederberger, Autor

Seelenruhe im Hamsterrad. Kirchenmusikerinnen und -musiker sind in Konzerten und Gottesdiensten gefordert, mit Leidenschaft und Herzblut bei der Sache zu sein. Und gleichzeitig sollen sie stets innere Ruhe und Gelassenheit bewahren. Sie sollen brennen ohne auszubrennen. Die Kunst der engagierten Gelassenheit will gelernt sein und ist eng verbunden mit der Fähigkeit zum Sein-lassen, zur Abgrenzung und zur ernsten Heiterkeit.

Der Mond ist aufgegangen

Jazzkompositionen für die Kirche

Trudi Strebi, Komponistin

PDF «Der Mond ist aufgegangen» zum Download…

16 Jahre RG – in 34 Jahren kommt das nächste

Hans-Jürg Stefan, Dr. theol h.c., ehemaliger Beauftragter für das RG 1998

Die beiden 1998 zeitgleich erschienenen Gesangbücher, das Reformierte Gesangbuch (RG) und das Katholische Gesangbuch (KG) und auch das Gesangbuch der Christkatholischen Kirche (CG 2004), sind in die Jahre gekommen – doch, was sind 16 Jahre im Blick auf den üblichen Entstehungs- und Erscheinungs-Rhythmus von rund 50 Jahren? Ist das Projekt des nächsten Gesangbuchs schon jetzt ins Auge zu fassen? Gibt es ein Fazit bisheriger Erfahrungen? Hat ein Gesangbuch im beschleunigten gesellschaftlichen Wandel noch Chancen? Ist Identitätsstiftung mittels Gesangbuch überhaupt möglich?

Einem kleinen Funken folgt eine grosse Flamme
SKJF – Kinder- und Jugendchorförderung in der Schweiz

Vreni Winzeler

Der Verein Schweizer Kinder- und Jugendchor-Förderung SKJF wurde am 7. März 2006 in Zürich gegründet. Er gewährleistet die regelmässige Organisation des Festivals SKJF und fördert mit weiteren Projekten über die Sprachgrenzen hinweg die Vernetzung der Schweizer Kinder- und Jugendchöre. Er ist Mitglied der Schweizeri­schen Chorvereinigung SCV. Eine Erfolgsgeschichte.

nur immer schön de Wände na

Johannes Schmid-Kunz, Tanzleiter u.a.

Bereits in meiner frühesten Jugend durfte ich die Musik ganzheitlich erfahren: mit dem Instrument, beim Singen und beim Tanzen. Das was man mit dem ganzen Körper spürt, das vergisst man nie mehr. Wenn man eine Melodie und einen Rhythmus tanzen kann, dann wird sich die Interpretation mit Instrument und Stimme zwangsläufig verändern. Volkstanz ist tänzerische Basisdemokratie! Eine beschwingte Art, sich kennen zu lernen und Musik zu erleben. Darum greifen wir den Refrain des bekannten Urner Tanzliedes „Zogen-am-Boge» auf und tanzen zusammen zur Entspannung, zur Abwechslung aber vor allem zur Freude: …nur immer schön de Wände na!

Positiv denken

Kleine Orgeln für grosse Räume

Jonas Herzog und Oliver Horlitz

Beschrieb: Mögliche Kleinorgelkonzepte und Verwendungsmöglichkeiten: Continuotruhe, Konzerttruhe, Hochpositiv und modulare Kleinorgel. Vor-und Nachteile der verschiedenen Konzepte werden vorgetragen und können anschliessend diskutiert werden.

Kurse 2013

Meine Erfahrungen als musikalischer Pseudoprophet

Nik Bärtsch, Musiker

Als live performender Musiker und als zeitgenössischer Komponist ertappe ich mich wiederholt in der Rolle des Propheten:
Erst das heilige Feuer im Aufführenden eines Konzertes und die lauschende Gemeinde – neudeutsch: community – lassen Resonanz im gesellschaftlichen Sinne entstehen.
Der Musiker kommt dabei ständig in einen Rollenkonflikt zwischen ekstatischem Showman und asketischem Mönch, der reines Medium der Musik sein sollte.
Er soll im «Hier und Jetzt» sein und gleichzeitig kalkulierender Dramaturg.
Diese komisch kosmische Rolle in der Gemeinschaft birgt also Potential für kreative Selbstüberlistung und seriöse Ironie.

„Frischer Wind – Jugend-Orgelforum Stade“

Annegret Schönbeck, Kantorin

Im Jahr 2006 begründete Annegret Schönbeck an der Orgelakademie Stade das Projekt „Alte Orgeln für junge Menschen“. In der Orgellandschaft zwischen Elbe und Weser mit ihren berühmten Instrumenten u.a. von Arp Schnitger werden seitdem Kinder und Jugendliche mit Orgeln ihrer Heimat und der gesamten Landschaft vertraut gemacht. Das Spektrum reicht von Orgelführungen für Kinder- und Jugendgruppen über Exkursionen und Konzerte für Schulen und Familien, Kinder-Orgeltage bis hin zum jährlich stattfindenden Stader Jugend-Orgelforum, das 12- bis 18-Jährigen die Möglichkeit der intensiven Beschäftigung mit den prächtigen historischen Instrumenten Stades und der Umgebung bietet. Ca. 20-30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland und vielen weiteren Ländern kommen jeweils für eine Woche zusammen. Morgen- und Abendandachten, von den Jugendlichen gestaltet, Unterricht bei renommierten Dozenten, Übzeiten und ein Abschlusskonzert aller Teilnehmer bilden den musikalischen Rahmen. Darüber hinaus wird gemeinsam gesungen, Freundschaften entstehen, Selbstbewusstsein und Motivation werden nachhaltig gestärkt.

Sich als jugendliche/r Organist/in nicht mehr in der eigenen Gemeinde und vor Gleichaltrigen verstecken zu müssen, schafft neue Perspektiven.

www.orgelakademie.de
www.jugendorgelforum.de

 

…sich in einen unwiderstehlich strömenden Klangsog steigern…

Michael Pelzel, Komponist und Organist im Gespräch mit Michael Eidenbenz

… um nur bruchstückhaft einiges auszuformulieren, was mich ganz persönlich beim Komponieren gefangen nimmt und beschäftigt: Zurzeit stehen verschiedene Formen des Musiktheaters besonders im Zentrum meines Interesses. In diesem Zusammenhang bin ich auf Umwegen auf den Schweizer Schriftsteller Hermann Burger (1942-1989) gestoßen, der in seinem Œuvre immer wieder versucht hat, Momente oder Figuren aus kanonisierten „Meister“-Werken herauszulösen und neu zu platzieren. Man könnte sich des neudeutschen Wortes „recyceln“ bedienen, um den Reintegrations- und Neukontextualisierungsvorgang bei Burger zu beschreiben. Zudem werden diese zitathaften Figuren oder „allusiven“ Situationen oft auch mit banalen Alltagsereignissen oder Texten der Boulevardpresse kombiniert. In diesem Spannungsfeld wird durch das Anstreben von quasi-globalen Materialkontrasten auf der inhaltlichen Ebene ein interessantes dramaturgisches und zuweilen sogar formales Beziehungsgeflecht produziert.

www.michaelpelzel.ch/

Ort der Besinnung – sakrale Architektur

Pascale Guignard, Architektin Guignard & Saner

www.guignardsaner.ch/

Stich, Satz, Sieg – Bach-Neuedition

Jean-Claude Zehnder, Organist und Musikwissenschaftler

Notation und Spielweise haben viel miteinander zu tun. Bei der erneuten Durchsicht der Quellen zu Bachs Orgelwerken (Breitkopf-Ausgabe 8804) sind mir manche Details aufgefallen, die in älteren Editionen nicht zu finden sind und die uns helfen, zu einem klangvollen Orgelspiel zu gelangen. Natürlich gibt’s daneben auch ein paar „trockene“ Fakten über die fleissigen Schreiber der Handschriften, die Bachs Werke für die späteren Jahrhunderte tradiert haben (im genannten Band ist nicht eine einzige Note von Bachs eigener Notenschrift erhalten).

Musicstar oder Gefangenenchor? Kirchenmusik in der Kirche der Zukunft

Michel Müller-Zwygart, Pfarrer und Kirchenratspräsident

Automatisch autodidaktisch

Ein Bicinium improvisieren nach Sweelinck

Benjamin Guélat, Organist

In diesem Workshop wird gezeigt, wie man ein zweistimmiges Stück über einem Cantus Firmus improvisieren kann. Diese relativ einfache Aufgabe setzt keine besondere Kenntnisse voraus und ist auch für Anfänger in Stil-Improvisation geeignet. Was auf den ersten Blick wie eine trockene, abstrakte Übung aussehen mag, erweist sich als ein fantasie- und lustvolles musikalisches Spiel, das die individuelle Erfindungskraft des Improvisierenden fördert. Dabei sollen Sweelinck und andere Meister der Frühbarockzeit den Weg zeigen.

Ein Liechtblick in der Kinderliederlandschaft

Manuela Roth, Chorleiterin

Kinder im Primarschulalter finden im Singheft „Liechtblick 1“ neue Lieder, die von der Ökumenischen Kommission für Kinder- und Jugendchorarbeit sorgfältig ausgewählt wurden. Über dreissig Persönlichkeiten haben für den „Liechtblick“ komponiert und Texte beigesteuert.

Nach dem Erfolg des ersten Liederheftes entschloss sich die Kommission einen „Liechtblick 2“ nach dem gleichen Konzept als Ergänzung zum ersten Singheft herauszugeben. Welche Hürden sind zu bewältigen, welche Entscheidungen zu treffen und wie finanziert sich ein solches Projekt? Ein Kurzüberblick soll den langen Weg von der Idee bis hin zum Druck aufzeigen. Das Kennenlernen von „Liechtblick 2“ soll aber auch ganz praktisch erfolgen und gemeinsam singend einen Einblick ermöglichen.

Praxis sucht Theorie – Wie entstand unser Tonsystem?

Kelly Landerkin, Sängerin und Musikwissenschaftlerin

Cantars – das Kirchenklangfest – ein Grossprojekt

Sandra Rupp Fischer, Projektleiterin und Musikschaffende